„Thor Steinar“ im Hundertwasserhaus

Der Schock saß tief, als am 27. Juli dieses Jahres bekannt wurde, dass im Magdeburger Hundertwasserhaus ein Bekleidungsladen des rechtsextremen Modelabels „Thor Steinar” eröffnet hatte. Begleitet vom Domgeläut versammelten sich daraufhin am 1. August

Vertreter aus Politik und Kirche zu einer gemeinsamen Mahnwache vor dem Laden. Es trafen sich bis zu 150 Teilnehmer, die nicht länger das Problem ignorieren oder kleinreden wollten. Eine Reaktion folgte prompt. Die Gero AG, Verwalter des Hundertwasserhauses Grüne Zitadelle”, kündigte den Vertrag mit dem Ladeninhaber. Der daraus folgende Rechtsstreit ist noch nicht beendet.

Wie war es jedoch möglich, dass in diesem Haus, das ein Symbol für Weltoffenheit und Toleranz ist, ein Modeladen mit Namen Narvik einziehen konnte? Trotz genauer Überprüfung des Warensortiments kam die Gero AG zu einer Fehleinschätzung. Die „Uwe Meusel Factory” wurde als unbedenklich eingestuft, obwohl bereits allgemein bekannt war, dass diese Firma hinter dem Vertrieb der Marke Thor Steinar steht. Warum ist diese Marke als rechtsextrem einzustufen? In erster Linie zählt sie bereits zum etablierten Dresscode der Szene. Mit Thor Steinar setzt man bewusst auf modischen Chic und versucht auf subtiler Ebene politische Aussagen zu vermitteln. Die archaische Symbolik und der Bezug auf den nordischen Mythos knüpfen an die nationalsozialistische Ideologie an. So finden sich auf den Bekleidungsstücken neben dem bereits verbotenen alten Logo Aufschriften wie Nordmark, wohl in Anlehnung an das Arbeitserziehungslager der SS, sowie „Ski Heil” und „Ultima Thule”. Unter der letzten Bezeichnung ist z.B. in den 1980ern eine schwedische Rechtsrockband bekannt geworden. Thor Steinar weiterhin zu verharmlosen, würde unmissverständlich auch bedeuten, einer rechtsextremen Marke den Platz in der Mitte unserer Gesellschaft einzuräumen. Verbote dieser Kleidung, wie neuerdings auch im Stadion des 1. FC Magdeburg, sind deshalb sehr zu begrüßen. Im Hundertwasserhaus haben sie jedenfalls keinen Platz.

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